New York Impressionen

christianh2o

Meine Frau ist ein Fan von Billy Joel. Den mag ich auch, war aber nicht unbedingt auf meiner musikalischen „to do“ – Liste der Live-Künstler die mir noch fehlen ( wie z.B. Peter Gabriel ).
Größter Wunsch meiner eindeutig besseren Hälfte: dem Joel seinen Billy mal eben live zu sehen. Schwierig, denn der alte Sack kann vielleicht noch Töchter zeugen, aber im Ausland auf Tournee zu gehen packt er nicht mehr. Tingelt nur noch in den Staaten rum und gibt einmal im Monat ein Konzert im Madison Square Garden, quasi seinem Hinterhof.
Was also tun?
Weihnachten es halt mal so richtig krachen lassen und meinem Schatz einen Reiseführer New York unter den Baum legen mit den Tickets.
Nein, billig war das nicht.

Die Monate zogen ins Land und immer näher kam der August-Termin mit 5 Tagen New York. Mich rechtzeitig um das ESTA-Visum gekümmert und halb belustigt, halb verzweifelt dies…

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Gutmenschen

Ich weiß das ich für den nachfolgenden Text die Hucke voll kriege, trotzdem: mich nervt das neuentdeckte Gutmenschentum meiner deutschen Mitbürger angesichts der Flüchtlingskrise. Ganz toll, die Bilder der Willkommenskultur mit Halden voller Sachspenden, Applaus am Wegesrand und ehrenamtlichen Helfern in Heerscharen. Ich bin der festen Überzeugung das wir in Deutschland das falsche Signal setzen an die Ärmsten der Armen: kommt zu uns, bei uns seid ihr willkommene Demografieausgleichsarbeitskräfte, alles kein Problem! Essen, Kleidung, Unterkunft, Arbeitsplätze, Studienplätze, alles frei!
Das wird ein Spaß bei der nächsten Rezession!

Ich bin auch mal ganz böse jetzt, liebe Gutmenschen, Obacht! Eure gelebte Willkommenskultur wird natürlich unter den Flüchtlingen kommuniziert und als Einladung interpretiert. Hinzu die (berechtigte) Befürchtung, sich besser bald auf den Weg zu machen bevor auch die guten Deutschen ihre Grenzen dicht machen.
Insofern trifft das derzeitige Gutmenschentum auch eine Mitverantwortung für die abgesoffenen kleinen Flüchtlingskinder die sich mit ihren Eltern JETZT auf den Weg machen. Und das werden nicht wenige sein in den nächsten Wochen und Monaten. Stattdessen sich aber über das publizierte Foto eines ertrunkenen Kindes aufregen welches doch so schonungslos zeigt was in derzeit in der Türkei, Libyen, Griechenland und Italien nach dem Dublin-Abkommen seit Jahren Sache ist im Umgang mit den Flüchtlingen: Abschottung!Wegschauen! Versagen! St. Florians-Prinzip!

Und auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: unsere Wirtschaft liefert in Krisengebiete die Waffen und die Logistik um die Menschen dort ins Elend zu stürzen. Noch besser: wir warten ab wer gewinnt und stehen schon bereit um am Wiederaufbau zu verdienen. Vorher weinen wir Krokodilstränen des Mitgefühls und nehmen bevorzugt die First-class Flüchtlinge (Akademiker, Mittelstand) bei uns auf (die sich die Flucht leisten konnten) und denken doch tatsächlich darüber nach sie quasi als demografischen Ausgleichsfaktor in den Arbeitsmarkt zu integrieren der von den Krisen in der Welt (mit)lebt und floriert.
Wie perfide! Respekt!Wenn jemand Krisenmanagement kann dann wir Deutschen!

Derweil werden die wirklich armen Säue im anstehenden Winter in den Grenzlagern in der Türkei, Libanon etc. ohne deutsches Gutmenschentum … verrecken. Sind ja auch selber schuld wenn sie noch dableiben. In Deutschland warten noch jede Menge Sachspenden und ehrenamtliche Helfer. Wozu also Lösungen dort angehen wo die Familien aus den umkämpften Gebieten in Sicherheit sind, die Millionen in den Lagern der Türkei und Libanon? UN und UNICEF werden schon seit letztem Jahr faktisch alleingelassen damit.
Und hier stapeln sich die Teddybären?!
Unfassbar!

Sollen wir gar keine Flüchtlinge aufnehmen? Natürlich sollen wir, aber nicht wie es zur Zeit abläuft!So beruhigen wir unser schlechtes Gewissen und können gutbürgermenschlich hoffen mit einem blauem Auge davonzukommen, materiell, spenden noch ein bisschen rum, tolerieren die Flüchtlingsunterkünfte und werden unseren Überflusssperrmüll da los, überlassen alles andere als gute Demokraten und brave Steuerzahler dem Staat. Demselben Staat übrigens der mit aller Kraft dafür sorgt ( weil von uns dazu auch legitimiert) dass es UNS gut geht und DENEN in den Krisenländern eben nicht. Ja, lieber Gutmensch da draußen, auch DU machst da widerspruchslos mit, von der Wiege bis zur Bahre.

Oliver Kalkofe meinte neulich, er wäre lieber ein Gutmensch als ein Arschloch. Ich mag den Oliver sehr. Trotzdem …hier bin ich jetzt Arschloch, ich kann nicht anders!
By the way: wäre ich Flüchtling würde ich mich auch auf den Weg machen nach Deutschland.Egal ob aus Syrien oder dem Kosovo. Denn letztendlich sind alle Menschen die sich in Marsch setzen weil sie für sich und ihre Kinder ein auskömmliches Leben wünschen in Frieden, Geborgenheit und Perspektiven auf Arbeit und Ausbildung genaugenommen Wirtschaftsflüchtlinge. Egal , ob ihnen in ihrer Heimat Kugeln oder Hassparolen oder nur blanke Resignation um die Ohren gepfiffen werden.20150907_090115

New York Impressionen

Meine Frau ist ein Fan von Billy Joel. Den mag ich auch, war aber nicht unbedingt auf meiner musikalischen „to do“ – Liste der Live-Künstler die mir noch fehlen ( wie z.B. Peter Gabriel ).
Größter Wunsch meiner eindeutig besseren Hälfte: dem Joel seinen Billy mal eben live zu sehen. Schwierig, denn der alte Sack kann vielleicht noch Töchter zeugen, aber im Ausland auf Tournee zu gehen packt er nicht mehr. Tingelt nur noch in den Staaten rum und gibt einmal im Monat ein Konzert im Madison Square Garden, quasi seinem Hinterhof.
Was also tun?
Weihnachten es halt mal so richtig krachen lassen und meinem Schatz einen Reiseführer New York unter den Baum legen mit den Tickets.
Nein, billig war das nicht.

Die Monate zogen ins Land und immer näher kam der August-Termin mit 5 Tagen New York. Mich rechtzeitig um das ESTA-Visum gekümmert und halb belustigt, halb verzweifelt dies online sogar hingekriegt ( u.a. die Frage natürlich negativ beantwortet ob ich einen terroristischen Anschlag planen würde, obwohl ich den One World Tower nicht so ganz gelungen finde), Dollars und Reisestrümpfe besorgt – jaja, man(n) ist nicht mehr der Jüngste!
Etwas über 8 Stunden ging der Flug direkt ab Hamburg bis NY-Newark, dort mit dem Airtrain direkt nach Manhattan Penn Station und wie bei Google-Maps vor recherchiert sofort das Hotel gefunden, war gleich gegenüber.
Über das Hotel Pennsylvania werd ich kein Wort verlieren. Lage super, ansonsten hat sich dort seit der Landung der Wikinger nichts mehr getan renoviertechnisch.
Einchecken, Sachen auspacken und gleich raus in die Stadt. Wahnsinn.
Um die Ecke das Empire State Building, weiter hinten das Chrysler Building. Geil.
Die Straße hoch – die 7th Avenue – war der Time Square.
Alles wuselig, hoch, Fassaden zum Teil mit phantasievollen Ornamenten, der erste Tag nur Bilder, Bilder, Bilder im Kopf.

In den nächsten Tagen so viel abgearbeitet wie es halbwegs stressfrei geht. Mit der Metrowochenkarte zu 31 Dollar hatten wir auch freie Fahrt, waren in Coney Island und ich konnte in den Atlantik hüpfen, denn in New York war es für Mitte Augst schweinescheiße warm, besonders im Untergrund und wenn man in den Straßen an den Gebläsen der Klimaanlagen vorbeischlenderte. In Gebäuden und in der Subway wars dafür dann schweinescheißekalt, weil die Klimageräte bis zum Anschlag „Eskimo“ aufgedreht waren. Wir gönnten uns auch eine Sightseeingtour-Tour und ließen uns durch Manhattan rauf und runter kutschieren und durften auch auf einer Fährtour die üblichen Freiheitsstatuefotos schießen. Viel spannender waren die eigenen Erkundungstouren: Highline, Central Park, 5th Avenue mit seinen Einkaufshäusern ( ja, wir waren auch bei Tiffanys!Maceys sowieso *gähn*), Dakota-Building wo John Lennon erschossen wurde, Rockefeller-Center mit dem grandiosen Ausblick bei „Top of the Rocks“, und das alles weitgehend zu Fuß bis die Socken qualmten. Doch so erschlossen sich mir am besten die Kontraste, welche New York bietet: das quirlige Multikultigewimmel in den Straßen mit all dem Verkehr und den Abgasen, die alten und neuen Häuser in allen Größen und Formen, die grünen Oasen wie die Highline und der völlig verzauberte Central-Park, menschliches Leben in all seinen Facetten.Waren auch verdammt viel Deutsche in New York unterwegs.Schwaben. Die sind überall. Und am Flughafen eine Familie aus dem Raum Schleswig getroffen. Und allerhand Cellulite-Geschwader angesichts der warmen Temperaturen in allen – in wirklich allen – Gewichts- und Altersklassen, aber knapp bekleidet.
Nicht zu vergessen ein gutgelaunter Billy Joel der über zwei Stunden spielte im ausverkauften „Garden“. Die New Yorker lieben ihn, gingen ab wie Schmitz Katze bei seinen „alten“ Sachen („Allentown“, „New York State of mine“, „The Stranger“) und seine großen Hits kamen erst als Zugabe. Mein Schatz hatte Pippi in den Augen vor Glück und so muss das ja auch sein zuweilen in einer Beziehung.

So vieles auch nicht geschafft in den paar Tagen: kein Museum, Staten Island oder einen anderen Stadtteil erkunden war auch nicht möglich, auf dem Rückflug sah auch das Hinterland einladend aus und würde mich mal interessieren. Natürlich sind die New Yorker auch Abzocker – Softeis für sechs Dollar o.ä., aber – hüstel – wer sich in Istanbul hat abzocken lassen beim Anblick einer ollen Stele ist bestens vorbereitet für New York.

Zuhause den Jet-lag einigermaßen verarbeitet und am Montag in der Schleswiger Innenstadt gewesen … und echte Anpassungsschwierigkeiten gehabt wegen der Ödnis Angesichts der heimischen Fußgängerzone, nichts, was rempelt, dem man ausweichen musste und hinter der nächsten Ecke kein neues architektonisches Wunder sondern mehr was in Richtung verfallender Leerstand.
Aber: Softeis für 1,50 Euro.
Mit Streusel.
Ach, New York … seufz